Das Auto ist politisch. Wie Verkehrsmittel attraktiv werden.
Prof. Dr. Andreas Knie attestierte Deutschland Dieselmotoren bauen zu können und da es sonst keiner kann oder nachmachen möchte, schützt die Regierung den Diesel als Brückentechnologie. Was in der Diesel-Kommission entschieden wird ist für die Mobilität höchst problematisch, es geht schlichtweg um den Schutz der rückwärtsgewandten Automobilindustrie. Der Verkehrssektor wird mit der Zeit immer klimaschädlicher, die Emissionen steigen.
Die heutige Attraktivität des Autos war eine politische Entscheidung. Die Stadtplaner der 20er-Jahre weltweit forcierten das Auto als Verkehrsmittel Nummer Eins. Nach dieser Prämissen richten sich die Städte und Politik noch heute. Als Deutschland Eisenbahn- und Fahrradland war, wurden massiv Autobahnen gebaut, obwohl es nur wenige Kraftfahrzeuge fuhren. Das Auto wurde attraktiv gemacht. Heute ist alles auf Autos ausgelegt. Selbst rechtlich ist es kaum möglich, dem Auto öffentlichen Raum für andere Verkehrsmittel abzunehmen. Das Gesetz favorisiert nur ein Verkehrsmittel – das Auto.
Die Strukturen des ÖPNV und die dazugehörenden Gesetze müssen so geändert werden, dass nicht die Bereitstellung des Angebotes sondern die Befriedung des Bedarfs erreicht wird.
Car-Sharing ist ein wichtiges Mittel, die Anzahl der Autos in Deutschland zu reduzieren, aber die Szene ist noch viel zu klein. Leider wurde das Car-Sharing nur unzureichend mit der Elektromobilität verbunden. Der Wechsel zum Elektroantrieb und die Digitalisierung findet nur zögerlich statt. Immer mehr Menschen sind mit der digitalen Welt gut vertraut, Apps in Verbindung mit Verkehr könnten neue Wege schaffen. Das autonome Fahren wird vermutlich nicht zeitnah realisiert werden.
Für unsere Automobil- und Kohleindustrie besteht die Gefahr, dass sie nicht mit der Zeit gegangen sind. Sie werden auf Dauer ihre Marktmacht verlieren und diese Riesen werden ins Wanken geraten. Diese Gefahr müssen wir bedenken, wenn wir uns nicht schnell weiterentwickeln.
Fazit: Wir müssen das private Auto sanktionieren. Auch Möglichkeiten wie eine Stadt-Maut, sehr teure Parktarife in Innenstädten und günstige Tarife für Sharing- Cars müssen bedacht werden. Wo, wenn nicht in Münster können wir neues und notwendiges ausprobieren?
Prof. Dr. Andreas Knie zeigt, dass die Attraktivität von Verkehrsmitteln ein politisch erzeugter Umstand ist und wie dieser geändert werden kann. | Foto Martin Zumdiek
Prof. Dr. Andreas Knie | Foto Helmut Fehr
Vortrag Prof. Dr. Andreas Knie
Prof. Dr. Andreas Knie
Wissenschaftszentrum Berlin
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